Mein erstes Stück Schwarzwild

Hallo liebe Jäger und Jagdbegeisterte,
jeder von uns, der selbst schon mal ein Tier vor die Flinte bekommen hat, erinnert sich besonders lebhaft an seine ersten Abschüsse. Das allererste Tier einer bestimmten Gattung nimmt dabei stets eine ganz spezielle Stellung ein. Der erste geschossene Bock auf der Lichtung oder der erste Fuchs im Feld – diese Momente sind für jeden Jäger unvergessene Erlebnisse. Christiane, eine Jungjägerin aus Brandenburg, möchte euch heute die Geschichte von ihrer ersten erlegten Sau erzählen. Dabei spielten auch ein Hundeführer und ein Hund namens Kimba eine entscheidende Rolle – aber lest selbst!

Liebe Jagdprinz-Community,
ich bin Christiane, eine 18-jährige Jungjägerin aus der berühmten Spargelstadt Beelitz im wunderschönen Brandenburg. Als wir im frühen Kindesalter in die Nähe von Nauen (ebenfalls Brandenburg) gezogen sind, hatte ich bereits erste Jagderfahrungen mit meiner Großmutter gemacht, die ich damals oft ins Revier begleitet habe. Schon früh stand für mich fest, dass auch ich einmal Jägerin sein möchte. Dabei steht für mich die Erzeugung eines hochwertigen Lebensmittels im Vordergrund, doch auch die Erhaltung eines gesunden Gleichgewichts der Natur ist mir wichtig. Seit August 2017 habe ich nun endlich meinen eigenen Jagdschein und bin aktuell im ersten Jagdjahr im Feld unterwegs.
Ende Januar dieses Jahres hatte ich erstmalig die Gelegenheit, bei der Jagd im eigenen Revier Schwarzwild zu erlegen. Ich saß bereits den gesamten Nachmittag im Ansitz, als sich gegen 17 Uhr ein kräftiger Überläufer aus der Schonung traute und in einem Halbkreis vor mir über den Acker zog. Als sich das stattliche Schwein ruhigen Schrittes und auf gerader Linie vor mir von links nach rechts bewegte, entsicherte ich die Büchsflinte (Kaliber 8×57 IRS) und gab einen Schuss ab. Das Tier jedoch zeichnete nicht und bewegte sich nur noch schneller aus meinem Schussfeld. Bei letzter Gelegenheit beschoss ich die Sau ein zweites Mal mit einem Flintenlaufgeschoss – was ebenfalls nicht den gewünschten Erfolg brachte. Völlig erschüttert sicherte ich meine Waffe und baumte erst nach ca. 15 Minuten Wartezeit ab, um das Tier nicht erneut aufzumünden.
Nachdem ich anschließend Rucksack und Sitzkissen im Auto verstaut hatte, begab ich mich auf die Suche nach Pirschzeichen wie Anschuss, Fluchtfährte und Schnitthaar, fand jedoch nur eine kurze Fluchtfährte mit sehr tiefen Eingriffen und einem deutlichen Haken an der Stelle, wo ich das Schwein das zweite Mal unter Beschuss nahm. Daher konnte ich relativ sicher sein, das Stück nicht gänzlich verfehlt zu haben.
Nach langanhaltender Suche – mittlerweile unter Zuhilfenahme der Taschenlampe – fand ich ebenfalls an genau dieser Stelle einen einzigen Tropfen Schweiß, was meine Vermutung bestätigte. Kurz darauf beschloss ich, die Hilfe von einem Hundeführer meines Vertrauens in Anspruch zu nehmen, der regelmäßig mit seinen Hunden auf die Jagd geht. Neben einem Deutsch Kurzhaar führt er dabei einen Kopov (Schwarzwildbracke) sowie einen sehr routinierten BGS Rüden (Bayrischer Gebirgsschweißhund) bei der Jagd. Er bat mich, dem höchstwahrscheinlich kranken Tier nicht selbst nachzugehen und auch die Fährte in Ruhe zu lassen, um es dem Hund zu ermöglichen, die Witterung des Schweins möglichst ansatzlos aufzunehmen. Gleichzeitig betonte er, dass er eine Nachsuche definitiv nicht mehr im Dunkeln in der Nähe des Schilfs durchführen wird, da dies eine potenzielle Gefährdung für den Hund darstelle, der er ihn nicht aussetzen wolle. Das musste ich letztlich akzeptieren. Ich verabredete mich für den nächsten Morgen im Jagd-Revier mit ihm und begab mich auf den Weg nach Hause.
Am nächsten Morgen machte ich mich nach einer schlaflosen Nacht erneut auf den Weg ins Revier und wartete nervös auf den Hundeführer und Kimba, seinen Begleiter auf vier Pfoten. Schließlich fuhr der Pick-Up mit Hundebox pünktlich um 7 Uhr vor. Ich erklärte dem Hundeführer, wo ich das Schwein beschossen hatte und wohin es geflüchtet war, während er den Hund und die Waffe fertig machte. Anschließend legte er den ruhig wartenden Kimba am Auto ab und lief mit mir zu der Stelle, an der ich das Tier den Abend zuvor das erste Mal unter Beschuss nahm. Vor Ort entdeckte er direkt einige tiefere Eingriffe und rief Kimba zu sich heran, den er die Witterung aufnehmen ließ. Kimba fing sofort an, auf der Fährte zu arbeiten.
Bereits wenige Augenblicke später erreichte der Rüde die Stelle, an der ich den einzelnen Schweißtropfen gefunden hatte. Er kreiste jedoch nicht, sondern suchte zielsicher auf der anderen Seite des Weges weiter. Schnurgerade ging der Hund noch ca. 80 Meter über eine Brachfläche, an deren Ende er schließlich vor einer Baumreihe stehen blieb, sich zu uns umdrehte und Laut gab. Er hatte das tote Tier gefunden.
Unverzüglich machten sich große Freude und Erleichterung, das Stück tot zu wissen, breit. Es war ein befreiendes Gefühl, sich nicht länger über das möglicherweise krankgeschossene Tier Gedanken machen zu müssen. Der Hundeführer lobte Kimba für seine gute Arbeit und begutachtete anschließend mein Schwein, welches er auf gut 70kg schätzte. Für unser Revier bereits ein sehr kräftiger Überläufer.
Leider war das Stück nach mehr als 12 Stunden natürlich verhitzt, sodass das Fleisch nicht mehr verwertet werden konnte und leider entsorgt werden musste. Das war natürlich keine schöne Erfahrung für mich, beim ersten Stück Schwarzwild allerdings nichts Außergewöhnliches. Da Schweine oft wenig bis gar nicht zeichnen, kann die Bestimmung der Trefferlage sehr schwer sein.
Am Abend saß ich noch lange zu Hause, um diese äußerst intensiven Eindrücke von meiner ersten selbst geschossenen Sau zu verarbeiten. Es war ein Erlebnis und ich bin trotz allem sehr froh, mich für die Nachsuche entschieden zu haben. Es war wahnsinnig beeindruckend zu sehen, wie Hund und Hundeführer zusammengearbeitet haben, obwohl die Fährte bereits länger als 18 Stunden lag.
Daher hat sich bei mir die Erkenntnis manifestiert: lieber eine Nachsuche zu viel, als zu wenig!
Ich hoffe, ihr hattet Spaß mit meinem ersten Artikel auf Jagdprinz und er hat euch gefallen. Ich werde mit Sicherheit bald wieder von mir hören lassen!
Bis dahin Horrido und Waidmannsheil,
Eure Christiane

1 Kommentar zu „Mein erstes Stück Schwarzwild

  • Sehr schöne Geschichte!
    Das passiert uns allen mal.
    Soetwas gehört halt auch zur Jagd, also weitermachen und nicht unterkriegen lassen.
    Trotzdem ein kräftiges Waidmannsheil auf deine prächtige Sau.

    Allzeit WMH

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